Hildegard Knef: Liedtexte

 

Sie sah nach gar nichts aus

Hans Hammerschmid / Hildegard Knef

 

Sie sah nach gar nichts aus,

die Eltern hatten ihr's gesagt:

­»Du siehst nach gar nichts aus.«

Sie hatte nie gewagt,

es nicht zu glauben.

 

Sie sah nach gar nichts aus,

und als sie älter war,

verließ sie das Haus

und kam nur noch zweimal

im Jahr zurück.

Und die Eltern fragten:

»Hast du keinen Mann?

Ein Jahr vergeht wie ein Tag,

denke daran, bevor es zu spät.«

 

Sie sah nach gar nichts aus,

dann traf sie ihn, er sagte:

»Wenn du lächelst, bist du schön.«

Sie sagte: »Das ist leider ein Versehen,

ich seh' nach gar nichts aus.«

Und weil sie's glaubte,

glaubte auch er,

er kam nie wieder

und fehlte ihr sehr.

 

Sie blieb allein

und ging nie mehr nach Haus,

und dachte nur mehr:

»Ich seh' nach gar nichts aus.«

 

 

© Tinta Musikverlag GmbH (Intersong GmbH)

Erstveröffentlichung: LP Und ich dreh’ mich nochmal um, 10/1972

Gesprochen: LP Texte, 10/1972

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