Hildegard Knef: Liedtexte

 

Ich fühl' mich schuldig

Charly Niessen / Hildegard Knef

 

Ich fühl' mich schuldig,

wenn es früh am Morgen klingelt,

ich fühl' mich schuldig,

wenn der Hund am Abend bellt,

ich fühl' mich schuldig,

wenn du keinen Parkplatz findest

und der Haustürschlüssel

in den Gully fällt.

 

Ich fühl' mich schuldig,

wenn dein Feiertag verregnet

und wenn's im Mai

noch immer schneit,

ich fühl' mich schuldig,

wenn die Post mal wieder spät kommt

und der Schneider nach Bezahlung schreit.

Ich fühl' mich schuldig,

wenn die Welt nicht so ist,

wie ich sie mir für dich erhofft.

 

Denn: Ich seh' die Welt durch deine Augen

und höre jedes Wort mit deinem Ohr,

für mich gab's immer nur ein Leben,

und das ist dein's, nichts war zuvor.

 

Ich fühl' mich schuldig,

wenn die Uhr am Bahnhof nachgeht,

ich fühl' mich schuldig,

wenn dein erstes Haar ausfällt,

ich fühl' mich schuldig,

wenn der Wind das Fenster zuschlägt

und das Glück sich allzu kühl verhält.

 

Ich fühl' mich schuldig,

wenn du müd' am Abend heimkommst

und die Blumen für den Hochzeitstag vergisst,

ich fühl' mich schuldig,

wenn du mürrisch sagst: »Verzeih mir«,

und in Gedanken ganz woanders bist...

ich fühl' mich schuldig,

wenn die Welt nicht so ist,

wie ich sie mir für dich erhofft.

 

Denn: Ich seh' die Welt durch deine Augen

und höre jedes Wort mit deinem Ohr;

für mich gab's immer nur ein Leben,

und das ist dein's, nichts war zuvor.

 

 

© Musikverlag Johann Michel GmbH & Co. KG

Erstveröffentlichung: LP Ich seh die Welt durch deine Augen, 2/1966

Live-Version 1966: LP Die neue Knef, 6/1966

Weitere Veröffentlichungen: